Juni 11, 2011

Both kinds of music (56): With a voice like sand and glue

Die wundersame Auferstehung des Bluegrass im Jahr 1967 (an der wohl auch der Film Bonnie and Clyde mit Musik von Earl Flatt und Lester Scruggs nicht unbeteiligt war) war nur ein Teil einer Reaktion auf die zunehmend psychedelisch bis protoprogressiv geprägte Pop- und Rockmusik. Gegen Ende des Jahres, am 27. Dezember, läutete Bob Dylan mit seinem Album John Wesley Harding eine Trendwende ein; in den folgenden Monaten kehrten die Größen des Business, von den Beach Boys über die Beatles zu den Stones allesamt zu ihren Wurzeln zurück, zu Blues, simpleren Rock'n'Roll (Lady Madonna z.B.) und eben auch Country und Bluegrass. Retro war plötzlich hip.

Dylan hatte, nach den nachträglich berühmten Sessions mit The Band in Woodstock (aus welchen die Basement Tapes hervorgingen), den Weg nach Nashville eingeschlagen und nahm dort in wenigen Sessions das nach dem Revolverhelden John Wesley Hardin (ja, das schreibt sich eigentlich ohne g...) benannte Album mit drei Country-Musikern auf: Charlie MacCoy, Kenny Buttrey und Pete Drake. Dabei kamen Evergreens wie All along the watchtower heraus, aber auch Kleinode wie I dreamed I saw Saint Augustine (eine Variation auf den alten linken Folk-Song I dreamed I saw Joe Hill last night):

Ein weiteres Highlight des Albums war das pure Country-Stück I'll be your baby tonight, das seitdem von unzähligen Interpreten gecovert wurde, so auch von Emmylou Harris auf ihrem Debut-Album Gliding Bird (1970):

Einen Schock erlebten die Dylan-Anhänger allerdings 16 Monate später, als das Nachfolge-Album Nashville Skyline erschien. Das erneut in Nashville produzierte Album startete mit einem Duett zwischen Dylan, dessen Stimme kaum noch wieder zu erkennen war (Dylan entdeckte seinen "Country Crooner"-Gesangstil, der für eine Weile den altbekannten nasalen Klang ablöste), und niemand geringeren als Johnny Cash. Das Album war ein geradezu puristisches Country-Album geworden, nichtsdestotrotz gelang Dylan mit der Single-Auskopplung Lay Lady Lay einer seiner größten Hits. Auf dem gleichen Album fand sich auch dieser nette Titel, To be alone with you:

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