August 19, 2011

Das Feuilleton schlägt zurück

Jean Portante, über die Grenzen des Landes hinaus bekannter luxemburgischer Schriftsteller (1), hier zu sehen im standesgemäßen roten Schal und vor seiner offenbar ausschließlich aus Lexika und Wörterbüchern bestehenden Bibliothek, hat im dieswöchigen Le Jeudi seine ganze Wut über die scheinbar permanent gewordene Krisis zusammengefasst:

Nun findet man dort zunächst wenig wirklich neues, was man nicht schon anderswo im Feuilleton gelesen hat (2): die zu "Mördern" (am Kapitalismus?!) erklärten "Märkte" (3), Finanzinstitute und Ratingagenturen, die von ihnen beherrschte Politik usw...

Im Allgemeinen verbleibt Portante dabei in der gleichen Logik wie folgender Mimi and Eunice-Cartoon:

Lediglich zum Schluss wächst Portante noch über den üblichen feuilletonistischen Diskurs hinaus und erhofft sich eine aus den Zeltstädten der Indignados erwachsende Revolution, welche die Regierenden (!) dazu zwingen soll, alles was "de près ou de loin" an das Finanzsystem erinnert, zu "nationalisieren", d.h. zu verstaatlichen. Portante will also als Lösung der "permanenten Krise" den totalen Staatskapitalismus. Ob er das im zweiten Teil noch toppen kann, oder ob dort eine überraschende Wende kommt: warten wir's ab...

(2) Hierzu jüngst Stefan Blankertz in der Freiheitsfabrik: "Klappt was nicht, hat der Bürger Angst vor Randalierern oder Spekulanten, vor den Zapfsäulenpiraten und Kredithaien, vor den Heuschrecken und Abzockern oder Klimaverschlechterern oder Genpan[t]schern, vor den Rauchern, vor Kinderverderbern und Hasspredigern oder was auch immer: dann schreit er nach Staat, mehr Staat, noch mehr Staat. Nehmt dem Staat die Fesseln ab, damit er handeln kann, rufen sie. Die Medien sind daran nicht schuld, sie schauen dem Volk aufs Maul und schreiben, was es hören will, sonst gäbe es keine guten Verkaufszahlen, keine Werbeeinnahmen, keine erreichten Quoten. Die Kapitalisten, sagte Lenin, werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufhängen."
(3) Früher nannten die Marxisten die Verdinglichung eines gesellschaftlichen Verhältnisses, das hier selber zum handelnden Akteur wird, ein "falsches Bewusstsein". Lang, lang ist's her...

Keine Kommentare: