Dezember 22, 2011

Das waren noch Zeiten

"Das 'Escher Tageblatt' heuchelt, wenn es sagt, es würde alle Arbeiterfragen mit Weitherzigkeit und Brüderlichkeitsempfinden behandeln, es wäre niemals einem Kapitalismus dienstbar gewesen. Das ist eine gemeine Heuchelei. Sollen wir alle arbeiterfeindlichen Artikel des 'Tageblatt' aufzählen? Wir haben unzählige auf Lager. (...)
Die besondere Schädlichkeit einer Zeitung wie das 'Tageblatt' liegt hauptsächlich in der Unoffenheit, in der Heuchelerei. Und gerade darum soll die Arbeiterschaft besonders vor einer Presse gewarnt sein, die unter dem Deckmantel der Arbeiterfreundlichkeit ihre arbeiterfeindliche Politik zu machen sucht. 'Harmonie zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern', so heuchelt die kap. Presse à la 'Tageblatt'. Wie sie es in Wahrheit mit dieser Harmonie halten, beweist schon ihre Berichterstattung. Für die Kämpfe der Arbeiter haben sie niemals Raum, sber dem Kapitalismus stehen die Spalten immer offen. (...)
Zu den frechen Bemerkungen des kapitalistischen Chefredakteurs, beispielsweise über Klassenhetze, sei folgendes bemerkt: Die freie Gewerkschaftsbewegung steht auf dem Boden des Klassenkampfes. Dies wurde nie geleugnet. Dieser Klassenkampf wird mit solchen Mitteln geführt, die den Verhältnissen entsprechen. Den Vorwurf der Klassenhetze geben wir an den Absender zurück, dort ist er am angebrachtesten. Nämlich: die kapitalistische Presse mit dem 'Tageblatt' an der Spitze hat ein besonderes System der 'Klassenhetze'. Einerseits locken sie die Arbeiter zu der bereits erwähnten 'Harmonie' und andererseits hetzen sie dieselben Arbeiter gegen deren eigene Klassengenossen; gegen jene, welche an die Spitze der Bewegung zur Verteidigung der Arbeiterinteressen von den Arbeitern selbst gestellt wurden. Das ist die Tendenz einer Presse wie das 'Tageblatt'. Wir werden derselben die heuchlerische Maske abzureissen wissen."
("Aus der kapitalistischen Presse.", in Der Proletarier. Offizielles Organi der freien Gewerkschaften Luxemburgs. 5. Jhg., 8, 24. Februar 1923). N.B. Das Tageblatt wurde 1927 von den Gewerkschaften aufgekauft.

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